Deutscher Menschenrechts-Filmpreis
Dieser ganz besondere Preis in der Reihe „Hochschule“ geht dieses Jahr an Hausnummer Null. Was für eine Ehre! Wir freuen uns sehr auf die Preisverleihung am 7.12.2024 in Nürnberg. Aus der Jurybegründung: Der Film von Lilith Kugler macht für 1,5 Stunden das Wegsehen unmöglich – und kommt dabei ganz ohne Fingerzeig aus.
Wir erleben dabei beides: Wie Chris Gesundheit sich verschlechtert und wie er zugleich um eine Struktur im Alltag, um eine Perspektive und letztlich um seine Würde kämpft. Die sensible Kameraführung und die authentische Erzählweise schaffen Nähe zu Chris, ohne ihn zu entblößen oder zur Schau zu stellen. Dabei spielt auch die sensible Kameraführung eine entscheidende Rolle, die niemals aufdringlich ist und dadurch dazu beiträgt dem Protagonisten trotz der Abgründe Würde zu verleihen.
Der Film verklärt nichts. Er bietet genügend Raum für die Erkenntnis: Es mag sehr nachvollziehbare Gründe geben, weswegen jemand suchtkrank und obdachlos wird. Das Bemühen, eine Abwärtsspirale zu durchbrechen, ist komplex. Chris gelingt es durch eine gute Substituierung, die es ihm ermöglicht, wieder in vier Wänden zu leben und auch eine Arbeit aufzunehmen.
Unaufgeregt und offen für eigene Einordnung ist „Hausnummer Null“ auch bei diesem Thema – die Hilfe, die Chris von den Menschen um ihn herum erfährt. In seinem Leben gibt es nämlich Kumpel Alex und eine engagierte Nachbarschaft rund um seinen Schlafplatz am S-Bahnhof. Ihre Unterstützung ist ein kleiner Hoffnungsschimmer für unsere Gesellschaft. Aber diese Menschen werden nicht zu edlen Retter*innen stilisiert.
Ob für Chris alles gut wird? Das lässt der Film offen. Chris sagt selbst, dass es noch nicht vorbei ist. Und auch das sagt er zum Schluss: „Am meisten habe ich Angst davor, vergessen zu werden.“ Der Film trägt dazu bei, dass es nicht passiert. Am Ende bleibt bei Zuschauer*innen viel Empathie für Chris und Menschen wie ihn. Ein Gefühl, das wir momentan in der Welt dringend brauchen. Auch dafür hat die Jury dem Film von Lilith Kugler den Deutschen Menschenrechts-Filmpreis des Jahres 2024 verliehen. https://www.menschenrechts-filmpreis.de/preistraeger/preistraeger-2024/